Dass Joggen mitunter eine Tortur für unseren Bewegungsapparat darstellt, hat sich herumgesprochen. Noch viel mehr gilt das für Marathons, die meist über Asphalt führen und damit Knöchel, Knie und Hüfte maximal belasten.
Immer mehr Triathleten bauen ihr Training daher auf Skikes auf; heraus ragt aber ein Mann, der erst mit 47 Jahren angefangen hat, Ironman-Distanzen zu laufen und heute mit über 70 Jahren auf 27 Ironmans zurückblicken kann - und noch lange nicht ans Aufhören denkt: Georg von Schrader!
„Skiken begeistert alle, die auf ein abwechslungsreiches Training setzen. Die physische Beanspruchung ist sehr vielseitig und für mich eine optimale Vorbereitung auf kommende Wettbewerbe".
Doch gerade das Lauftraining setzt den meisten Triathleten übel zu: „Durch ein jahrzehntelanges Training sind meine Kniegelenke überstrapaziert." Von Schraders Lösung: "Mit Skikes ersetze ich einen Teil des Lauftrainings", denn „eine hochwertige Bereifung sorgt für einen Bewegungsablauf, der sehr effektiv und gleichzeitig einer Überbeanspruchung der Gelenke und Sehnen entgegen wirkt".
Mit Skiken wird man also nicht nur fit, sondern bleibt auch noch gesund - und das bis ins hohe Alter! Einschlägige, wissenschaftliche Untersuchungen dazu laufen derzeit reichlich; sollten die ersten Ergebnisse vorliegen, wird es hier gleich veröffentlicht, ist doch klar.
Im vorherigen Artikel ging es um einen Triathleten, der dem Alter ein kesses Liedchen pfeift und mit 70 Jahren Leistungen bringt, von denen auch Jahrzehnte Jüngere nur träumen können.
Jetzt geht es um einen knapp 30-jährigen Reutlinger, gleichfalls ein Triathlet und dazu noch Profi allererster Güte: Michael Göhner hat der gesamten Weltelite beim Quelle Challenge Roth 2009, einem Ironman-Triathlon über die Langdistanz, ein Liedchen gepfiffen und ist mit 7:55:53 Stunden sogar unter der magischen 8-Stunden-Marke geblieben.
Was beide verbindet: Sie trainieren auf Skikes, und das mit großer Begeisterung und vollem Einsatz. Dabei sind die Rollen nicht nur Ergänzungs- oder aktives Erholungstraining zur Entlastung geschlauchter Gelenke, sondern nehmen als universelles Trainingsgerät einen großen Teil der Vorbereitungszeit auf Wettkämpfe in Anspruch.
Beim Kennenlernen der Skikes fragte Michael Göhner auf seiner Website noch: „Über einen Kollegen wurde ich angesprochen doch mal das skike zu testen. Aber was um Himmels Willen ist ein skike?" Die Aufklärung erfolgte schnell und wenig später machte er die ersten Schritte auf Skikes: „Beim Test bei Nordic Sports Reutlingen bin ich sofort damit zurecht gekommen und habe entschlossen das Gerät in meinen Trainingsplan mit einzubauen."
Mit so überragendem Erfolg, dass er in Roth nur knapp an der persönlichen Bestzeit des Weltklasse-Ironmans Chris McChormack vorbeigeschrammt ist und sogar Topfavorit Normann Stadler weit hinter sich gelassen hat.
Im Schnitt ist der Finne Kalle Vantanen 27 Tage je 55 km ohne besondere Vorbereitung auf Skikes gefahren. 1508 km von Helsinki bis Norwegen hat er zurückgelegt, und das ohne eine einzige Panne - ja nicht einmal Luft musste er während der gewaltigen Distanz nachpumpen!
Den Lappländischen Stechmücken hat er dabei ebenso getrotzt wie dem täglichen Regen; belohnt wurde er mit Wegen und Straßen, die kaum malerischer von herrlicher Wald- und Seenlandschaft umrahmt sein könnten.
Sein Tagebuch ist ein beeindruckendes Zeugnis von Hartnäckigkeit, Tapferkeit, Gleichmut und Lebensfreude - und beste Werbung für die Robustheit der Skikes.
1300 Kilometer von Karlsruhe nach Schleswig waren für den 41-jährigen Extremsportler Rainer Gamm eine Herausforderung, aber kein Problem. Schließlich hatte er Erfahrung mit sportlichen Belastungen, die an die Grenze gehen; neu war das Vehikel für seine Touren:Kaum waren Skikes auf dem deutschen Markt, hat er sie ausführlich getestet - die Inliner setzen seitdem Staub an. Um seiner besonderen Leidenschaft für die grandiose Erfindung aus Österreich Ausdruck zu verleihen, ging er am 30. Juni 2008 in Karlsruhe an den Start, um nahezu ganz Deutschland zu durchskiken.
Und das nicht nur für sich als Selbsterfahrung oder als Härtetest für Skikes, nein: Auf jeden gefahrenen Kilometer spendete die boss management GmbH, zuständig für den skike sport Deutschland, einen Euro an die Mukoviszidose e.V..
1300 km sind Rainer Gamm nicht genug: 3000 km zum Nordkap!
Am 15. Mai 2009 ging es am Brandenburger Tor in Berlin los: Rainer Gamm auf der ersten Etappe zum Nordkap. Wenn andere von Bergbesteigungen träumen, denkt Rainer Gamm an neue Rekorde. So gewaltige Distanzen wie 3000 km in einer überschaubaren Zeit zu schaffen - geplante Ankunftszeit am Nordkap ist der 04. August -, das ist nur mit Skikes möglich. Mit allen anderen bekannten Laufgeräten streiken über Stock und Stein bei jedem Wetter entweder das Material oder Gelenke und Bänder des Körpers; daher läuten die Skikes, was Distanzen und Tempo angeht, ein neues Zeitalter der Fortbewegung "zu Fuß" ein.
Wie sich ultraharte Sportler auf ihre grenzwertigen Langdistanzen vorbereiten ist immer interessant, weil auch Vorbild für die gemäßigtere Sportwelt.
Extremsportler wie Franz Preihs müssen penibel mit ihrer Zeit haushalten, um das enorme Pensum als Vorbereitung für Rennen wie das Race Across The Alps oder das legendäre Race Across America stemmen zu können. Hocheffektive Trainingsmethoden sind also gefragt! Wie könnte es anders sein: Skikes spielen beim konditionellen und muskulären Aufbau bei Preihs eine große Rolle und sind aus seinem Trainingsalltag nicht mehr wegzudenken.
Zumal Franz Preihs gezwungen war Trainingselemente zu finden, die den Bewegungsappart bei bestmöglicher Wirkung maximal schonen: Ursprünglich war er nämlich Ultralangstrecken-Läufer, was er nach einem Ermüdungsbruch im Schienbein (bei 300 Laufkilometer pro Woche) aufgeben musste. So kam Preihs zum Radfahren; dass ihn die Leidenschaft fürs Laufen nicht losgelassen hat, beweist sein Engagement auf Skikes.
Mehr Menschen, als wir glauben, haben wegen Unfällen, Infektionen oder ungesunder Lebensweise ein Bein verloren - wobei sich letztere eher selten zum Skiken entscheiden dürften. Was machen aber all die anderen, die auch auf künstlichem Fuß einen anspruchsvollen, ganzkörperlichen Sport ausüben möchten?
Das Problem ist klar: Obwohl die Prothetik in den letzten zwei Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht hat, können künstliche Gelenke und Füße nicht annähernd die Statik von den Zehen bis zum Scheitel aufbauen wie die körpereigenen Knochen. Ohne korrekt aufgestellte Körperachsen sind die Folge Muskelverkürzungen, Beckenschiefstand, Rückenprobleme bis hin zu Wirbelsäulendefekte.
Nun bin ich dankbar, dass sich ein Kursteilnehmer mutig auf Skikes gestellt hat (sein Feedback ist im Skikebuch zu finden unter der Eintragung vom 08.08.2010):
Thomas überragt meine 1,82 Körperlänge um gut einen Kopf. Als Radsportler ist er durchtrainiert, an seinem Gang allein würde man sein künstliches, linkes Bein nicht bemerken. Der Fuß ist durch zwei Carbonfedern ersetzt und füllt einen normalen Turnschuh aus. Da das Kniegelenk stabil ist, hatte ich keine Zweifel, dass Thomas gut auf Skikes stehen würde; der Unterschenkel ist einem menschlichen nachgebildet und bietet so auch der Skike-Manschette Halt.
Die ersten Schritte waren wackelig wie bei den meisten Skike-Neulingen, was fast immer kopfbedingt ist aufgrund des Respekts vor unkontrollierten Rollbewegungen. Das linke Bein war erwartungsgemäß nicht so wendig und belastbar wie das rechte, so dass Thomas einige der Basisübungen eher rechtslastig ausführte.
Mir war nur wichtig, dass er sich einen guten Stand und Vertrauen in die Rollen erobert, bevor es an die Stöcke geht - und tatsächlich: Schon nach einer halben Stunde wackelt und zittert nichts mehr, der Gleitschritt wird ruhiger und raumgreifender.
Beim Bremsen ließ die Federkonstruktion der Prothese nicht zu, dass Thomas den Unterschenkel weit genug nach hinten bekommt, um Druck aufzubauen. Hier wird er experimentieren, unter anderem mit einer Verdickung des Wadenumfangs, Stellung der Fersenschale und der Bremseinstellung an der Schraube. Ansonsten war die Bremswirkung allein über den rechten Skike einstweilen ausreichend.
Der Einsatz der Stöcke verspricht natürlich Sicherheit, gerade bei der beachtlichen Körpergröße. Thomas selbst aber hat sich im Kurs entschieden, auf den Stockeinsatz noch zu verzichten, bis er sich unten stabil genug fühlt - eine vernünftige Entscheidung, da die Stöcke nur dem Tempo, nicht der Stabilität dienen sollten.
Sein Resümee ein paar Tage nach dem Kurs:
"...Allerdings hab ich wirklich schlimmen Muskelkater am Hintern, den Adduktoren und im unteren LWS-Bereich, weniger schlimmen an den hinteren Oberschenkelmuskeln und deutlich spürbaren an der rechten Wade außen. Ich hoffe, das der Muskelkater morgen besser ist und ich skiken gehen kann.
Diesem Schmerz entgegen steht die Tatsache, dass wirklich zum ersten Mal seit Wochen die inneren Sehnen unter meinem Knie nicht mehr schmerzen. Vor über zwanzig Jahren, kurz nach der Operation, sagte meine damalige Krankengymnastin, ich solle so symmetrisch wie möglich werden; das betrifft aber nicht nur rechts/links, sondern auch vorne/hinten, wie mir jetzt deutlich klargeworden ist. Das sagt mir, dass Skiken der richtige, wenn auch steinige Weg ist."
Fazit:
Fühlt sich jemand auf seinem künstlichen Bein wohl, wird er früher oder später genauso gut skiken können wie jeder andere Zweifüßer. Es mag etwas mehr Übung benötigen und evtl. asymmetrische Einstellungen der Skikes, doch mit dem Durchhaltevermögen und der Motivation eines Thomas ist der Weg zum Gleiten wie auf Schienen nur ein kurzer, auch auf Carbonfedern.
Bildquelle: Brillinger Orthopädie/www.brillinger.de
Erich Kreutner